Die Schallbehandlung
Bei der Tinnitus-Retraining-Therapie ist die Schallbehandlung ein wesentliches unverzichtbares Element. Es ist bekannt, dass bei völligem Fehlen von Schall, in der absoluten Stille einer schalltoten Kammer, mehr als 95% gesunder Versuchspersonen bereits nach 15 Minuten einen Tinnitus bekommen. Diese Erkenntnis wird im Umkehrschluß genutzt, um einem bereits vorhandenen Tinnitus entgegen zu wirken. Es ist also therapeutisch sinnvoll, in jedem Falle absolute Stille zu vermeiden. Darüber hinaus ist es sogar möglich, zur reduzierung des Tinnitus ganz gezielt zusätzlichen therapeutischen Schall in die Hörbahn der Betroffenen einzuspeisen. Viele vom Tinnitus geplagte Patienten haben schon von sich aus instinktiv zu derartigen Massnahmen gegriffen. Manche nutzen leise Hintergrundmusik, andere nutzen Geräusche von Ventilatoren oder Naturgeräusche, um ihren Tinnitus zu lindern. Noch effektiver allerdings sind die professionell auf den einzelnen Patienten individuell abgestimmten Massnahmen der Schallbehandlung im Rahmen der TRT. Ganz speziell dafür ausgebildete Hörgeräteakustiker können mit Hilfe verschiedener technischer Vorrichtungen, wie Audioverstärkern, Hörgeräten oder Rauschgeneratoren, Noisern, Kombiinstrumenten oder Hochfrequenzverstärkern, eine Schallbehandlung anbieten, die für den einzelnen Patienten optimiert ist. Bei Patienten mit geringer Tinnitus-Belastung ist allerdings eine Schalltherapie gelegentlich auch ohne technische Instrumente ausreichend. Welche Art von Schalltherapie im einzelnen Falle ratsam ist ergibt sich erst nach der Kategorisierung des Tinnitus und der Berücksichtigung von möglicherweise zusätzlich vorhandener Hyperakusis oder Hörstörung. Daher sollte jeder Tinnituspatient im Rahmen der Tinnitus-Retraining-Therapie zunächst bezüglich des Tinnitus kategorisiert und dann auf der Basis des neurophysiologischen Modells mit einer individuell auf ihn abgestimmten professionellen Schalltherapie sinnvoll und nutzbringend versorgt werden.